Führung im Home-Office
Der Vierjährige brüllt, in 10 Minuten beginnt die Videokonferenz, der Küchentisch ist dafür nicht vorbereitet. Home-Office kann Bürde oder Leistungsquelle sein. Wie sich Leistung und Verhalten der Mitarbeitenden im Home-Office manifestieren und was dies für Führung bedeutet, hat eine aktuelle branchenübergreifende Studie der Universität St. Gallen in über 13.400 Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitenden erhoben.
Während bei einem guten Drittel der Mitarbeitenden Unterschiede zwischen Home- & Office-Leistung kaum wahrzunehmen sind, zeigen 29 % Leistungsmängel bei gesundheitlicher Gefährdung. 38 % performen herausragend, 12% davon allerdings auf Kosten der eigenen Gesundheit. Aktives Gesundheitsmanagement ist daher das Gebot der Stunde!
Zugleich stellt sich die Frage:
Was machen die gesunden High-Performer besser?
Drei Kompetenzen sind für deren Erfolg entscheidend:
Paradoxes Mindset: Gesunde High-Performer nehmen Probleme nicht als Schwierigkeiten, sondern als Quelle der Kreativität und Innovation wahr, deren Lösung – dank positiver Einstellung – Spaß macht. Spannungen werden ausgehalten, die Ambiguitätstoleranz ist hoch ausgeprägt.
Boundary Control: die Abgrenzung zwischen Beruf und Privat gelingt gesunden High-Performern um 8 % besser, Job und Privatzeit werden selbstbestimmt konstruktiv geregelt.
Selbstregulation: Gesunde Hochleister sind um fast 25 % besser dazu in der Lage sich zu konzentrieren, unnötige Ablenkungen auszublenden und sich auf die anstehenden Aufgaben zu fokussieren. Dadurch werden Stress und Leistungseinbußen vermieden.
Diese Kompetenzen bei allen Mitarbeitenden zu stärken, Schwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen und abzubauen, ist Schlüsselaufgabe der Führung im Home-Office.
Kleines Führungshandbuch fürs Home-Office
Gute Rahmenbedingungen und konsequente, personenzentrierte Führung
Ohne gute Rahmenbedingungen geht es nicht!
Leistung im Home-Office braucht
• eine professionelle (Technik-)Ausstattung entsprechend des Arbeitsschutzes – Tipps zu Arbeits- und Arbeitsplatzgestaltung.
• ein authentisches Bekenntnis zu und Vorleben von gesunder Work-Life Balance seitens des Unternehmens und der Führung.
• ein achtsames Gesundheits- und Personalentwicklungs-Management mit differenzierten Gruppen- und Einzelangeboten.
Die sieben Haupttugenden der Home-Office-Führung
1. Transformationale, inspirierende Führung mit zukunftsorientierten, nachvollziehbaren Zielen schafft Orientierung, Inspiration und Motivation. Sinnhaftigkeit ("warum ist X wichtig?") sichert Arbeitsfreude und Engagement, v.a. wenn die vom Mitarbeitenden er-brachte Leistung entsprechend gewürdigt wird.
2. Konsequente Nähe zum Einzelnen trotz Distanz (ohne ‚Command & Control!‘), pro-aktive Unterstützungsangebote – nicht das „Warten auf den Hilfeschrei“ – helfen dabei, Probleme im Home-Office bereits im Ansatz zu klären und vermitteln, im Gegensatz zur Laisser-faire-Führung, Interesse an der Person und Wertschätzung. Altersdiskriminierende Stereotypen ("zu alt", "zu jung", für…) gilt es unbedingt zu vermeiden.
3. Das „Wir-Gefühl“ im Team sollte gerade im Home-Office durch animierenden und regel-mäßigen Austausch von Informationen und Tipps gepflegt werden. Entscheidend dabei ist, offen und empathisch auch mit schwierigen Themen umzugehen. Das Bewältigen von Herausforderungen schafft Gemeinsamkeit und Zugehörigkeit und diese geben, auch im virtuellen Raum, psychosoziale Sicherheit.
4. Eine hoch ausgeprägte, wertschätzende Feedback-Kultur ist in Office und Home-Office gleichermaßen das zentrale Instrument unterstützender bzw. entwicklungsorientierter Füh-rung. Feedback schafft Transparenz und ermöglicht ein realistisches Selbstbild. Es unter-stützt, korrigiert und verstärkt. Feedback sollte durch eine konstruktive Fehlerkultur flankiert werden, in der offen und ohne Angst vor Sanktionen auch Misserfolge angesprochen werden können.
5. Personenorientierte Führung – individuell und flexibel! Gerade im Home-Office ist es wichtig, die Mitarbeitenden entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit und -bereitschaft zu führen. Wo möglich sollten Entscheidungskompetenz übertragen und Eigenverantwortung gestärkt werden. Bei aller Notwendigkeit standardisierter Prozesse sollten diese kein ‚starres Korsett‘ bilden, sondern auf die Person zugeschnittene Arbeitsgestaltung und flexible Arbeitszeiten ermöglichen.
6. Faire Leistungsbeurteilungen, Multi-source-Instrumente wie 360°-Feedback runden, begleitet von passenden Weiterbildungsmaßnahmen das Performance-Management im Home-Office ab.
7. Vertrauen ist Basis jeden Miteinanders: Authentisches Führungsverhalten, das von einer Übereinstimmung von ‚Wort und Tat‘ getragen wird, ist Voraussetzung dafür.
Fazit:
Führung in Home-Office-Zeiten ist keine Hexerei. Doch das Verhexte daran ist: Führungs-defizite schlagen sich hier schneller, massiver und mit gravierenderen Folgen für Gesundheit, Arbeitsfreude und Leistung der Mitarbeitenden nieder! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Führung!
Service:
Denken Sie an Ihre Personalentwicklungsplanung 2023. Wir bieten Ihnen Trainings zu Führung und Persönlichkeitsentwicklung, unterstützen Sie mit Coaching, Teamentwicklungen und Workshops. Interessieren Sie sich für unser Seminar „Führung im Home-Office“? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail – Wir beraten Sie gerne!
Quellen:
https://www.topjob.de/wissenswertes/detail/trendstudie-homeoffice-richtig-gestalten/